
Erster Irrtum:
Die Nummerierung stellt nicht unbedingt eine Steigerung dar; die Gläser von Punkt 1. bis 4. werden also nicht unbedingt immer widerstandsfähiger.
Zweiter Irrtum:
Die sprengwirkungshemmende Verglasung ist NICHT ZWINGEND auch durchschusshemmend.
Dritter Irrtum:
DurchschussShemmende Gläser sind bei weitem NICHT immer auch durchBRUCHhemmend, leisten dann auch keine wirklich wirksame Einbruchhemmung.
Vierter Irrtum:
Durchwurfhemmendes Glas ist eben NICHT einbruchhemmend.
Auch wenn die Bezeichnungen zum Verwechseln ähnlich klingen: Diese Kategorien haben völlig unterschiedliche Schutzfunktionen. Und hier die wesentlichen, oft fatalen Irrtümer und Missverständnisse:
Aber: Kombinationen der Schutzwirkungen sind durchaus möglich. Der Glastyp Silatec Defendor beispielsweise bietet Einbruchhemmung plus Beschusshemmung plus Sprengwirkungshemmung - diese Scheibe wurde sogar gleich in 5 unterschiedlichen Bedrohungsszenarien geprüft.

"Die hier dargestellte Reihenfolge, nämlich
suggeriert, dass die Glasscheiben immer stabiler werden. Dem ist allerdings nicht so. So gibt es z.B. durchschusshemmende Verglasungen, die keinen Einbruchschutz aufweisen. Oder sprengwirkungshemmendes Glas, das NICHT durchschusshemmend ist."
Dipl. Ing. (FH) Christoph Hahn.

| Durchwurfhemmendes Glas | Einbruchhemmendes Glas | Durchschusshemmendes Glas | Sprengwirkungshemmendes Glas |
|---|---|---|---|
| P1A | P6B | BR1 | ER1 |
| P2A | P7B | BR2 | ER2 |
| P3A | P8B | BR3 | ER3 |
| P4A | BR4 | ER4 | |
| P5A | BR5 | ||
| BR6 | |||
| BR7 | |||
| SG1 | |||
| SG2 |
Was das jetzt konkret bedeutet, welche Schutzleistung Sie erwarten können und für welche Anwendungen sich die unterschiedlichen Gläser eignen, sehen Sie ausführlich im Folgenden.
Hier lesen Sie, was man von durchwurfhemmendem Glas erwarten kann und wie es geprüft wird: Häufig wird durchwurfhemmendes Glas verbaut in der Annahme, hier müsste doch auch ein Einbruchschutz gewährleistet sein. Ein Irrtum, der folgenschwere Konsequenzen haben kann: Denn dieses Glas genügt in aller Regel nicht den Anforderungen an Einbruchschutz - was häufig zu "erfolgreichen" Einbrüchen führt...
So betragen die Einbruchszahlen allein in Deutschland 77.819 Fälle im Jahr 2023, was einem Anstieg von 18,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (!) In Österreich ist der Trend sehr ähnlich, in Europa und weltweit variieren die Zahlen stark. (Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik)
Durchwurfhemmendes Glas ist zwar nicht einbruchhemmend, bietet dafür aber beispielsweise Schutz gegen fliegende Fuß- oder Volleybälle, auch Steine, und kann so der Verletzungsgefahr entgegenwirken. Häufig wird auch das Vordach an der Haustüre mit durchwurfhemmendem Glas vor fliegenden Objekten geschützt. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Zur Prüfung des Glases sieht die DIN EN 356 für durchwurfhemmende Verglasungen vor, eine Stahlkugel mit 4,1 kg Gewicht aus unterschiedlichen Höhen auf das Glas fallen zu lassen. Dabei darf die Kugel das Glas nicht durchschlagen. Je größer die Fallhöhe, desto höher die Widerstandsklasse, in aufsteigender Reihenfolge von P1A bis zur höchsten Klasse P5A.

Hier sehen Sie die Klassifizierung von durchwurfhemmendem Glas nach der Prüfnorm DIN EN 356 in die jeweilige Widerstandsklasse: von der niedrigsten Widerstandsklasse P1A bis in die höchste, P5A mit der höchsten Sicherheitsleistung. Dazu die wesentlichen technischen Daten.
| Widerstandsklasse | Fallhöhe der Kugel | Glasdicke monolithisch (ab ca.) | 2-fach-Isolierverglasung (ab ca.) | 3-fach-Isolierverglasung ( ab ca.) |
|---|---|---|---|---|
| P1A | 1,5 m | 8 mm | 22 mm | 36 mm |
| P2A | 3 m | 9 mm | 23 mm | 37 mm |
| P3A | 6 m | 9 mm | 23 mm | 37 mm |
| P4A | 9 m | 10 mm | 24 mm | 38 mm |
| P5A | 9 m (3x) | 11 mm | 25 mm | 39 mm |
Diese Tabelle basiert auf typischen Angaben aus der DIN EN 356 und kann je nach Hersteller variieren.
Auch hier nochmal der ausdrückliche Hinweis: durchwurfhemmendes Glas ist NICHT gleich einbruchhemmendes Glas, auch wenn dies häufig und fälschlicherweise suggeriert wird. Es bietet also keinen relevanten Einbruchschutz. Dafür ist es relativ kostengünstig.
In diesem Artikel erfahren Sie, was durchBRUCHhemmendes Glas leistet und für welche Anwendungsbereiche es sich empfiehlt; weiter unten erläutern wir die Widerstandsklassen und das Prüfverfahren nach DIN EN 356.
Gegenüber dem durchWURFhemmenden Glas von oben ist die durchBRUCHhemmende Verglasung durchaus geeignet für den Einbruchschutz, z.B. in Privathäusern oder in Schaufenstern. Auch hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen und im Zweifel einen ausgewiesenen Experten zu Rate zu ziehen.


Denn die Prüfnorm DIN EN 356 bietet zwar eine gute erste Orientierung, offenbart aber im praktischen Vergleich durchaus große Unterschiede - und die können entscheidend sein über einer ganz wesentlichen Frage, nämlich: Eingebrochen sein - oder nicht sein.
Die Prüfnorm klassifiziert die Schutzleistung der durchbruchhemmenden Verglasung von P6B bis P8B, wobei P8B die höchste Einbruchhemmung bietet.
Aber: Herkömmliches P6B Glas (aus Glas und Folien aufgebaut) kann mit einem Vorschlaghammer, wie Einbrecher ihn verwenden, in der Regel schon in weniger als 30 Sekunden eingeschlagen werden. Wobei ein geübter Täter hier noch schneller "durch" ist. Ein Loch genügt, und der Einbrecher greift durchs Glas und kann so das Fenster öffnen. Oder stiehlt die kostbare Ware wie Uhren oder Juwelen durchs Schaufenster.
Wie oben geschildert, ist der Einbrecher beim herkömmlichen P6B Glas recht schnell "durch". Es gibt aber auch P6B Glas von ganz anderem Kaliber, wie beispielsweise das der Firma Silatec aus dem bayerischen Gelting im Süden Münchens. Es nennt sich "Silatec Secura P6B" und kann mit Vorschlaghammer bei Weitem nicht so schnell eingeschlagen werden: Die Meisten, die dies versuchen, verzweifeln schon in den ersten 5 Minuten daran und schaffen es einfach nicht. (Übrigens: Wer schon mal geschlagene 5 Minuten mit dem Vorschlaghammer "gearbeitet" hat, weiß, dass hierfür schon eine außergewöhnlich gute Kondition erforderlich ist)

Ähnliches gilt auch für die höchste Widerstandsklasse, P8B: Nach der Prüfnorm muss die durchbruchhemmende Verglasung einer 2kg schweren Axt widerstehen, bevor eine Öffnung von 40 x 40 cm herausgeschlagen wird.
Tatsächlich konnte einbruchhemmendes Silatec Glas in den Widerstandsklassen P6B, P7B und P8B schon etwa 3.000 Einbrüche verhindern. Wenn es um effektiven und ganz realistischen Einbruchschutz geht, gibt es also durchaus signifikante Unterschiede in der Sicherheitsleistung, die letztlich entscheiden können über Einbruch - oder kein Bruch.

Die DIN EN 356 klassifiziert durchbruch- oder auch einbruchhemmendes Glas in den Widerstandsklassen P6B, P7B und P8B durch gezielte Axtschläge. Dabei wird eine 2 kg schwere Axt maschinell geführt, um eine Öffnung von mindestens 400 x 400 mm ins Glas zu schlagen. Die Schlagkraft und Schneide der Axt werden konstant gehalten, die Prüftemperatur beträgt 21 - 25 0C und die Verglasung wird vertikal montiert.
Wer es ganz genau wissen möchte: Die ersten 12 Schläge werden mit einem 2kg schweren Hammer ausgeführt, die weiteren Schläge mit einer 2kg schweren Axt.
| Widerstandsklasse | Anzahl Schläge | Glasdicke monolithisch (ab ca.) | Glasdicke 2-fach ISO (ab ca.) | Glasdicke 3-fach ISO (ab ca.) |
| P6B | 30-50 | 16 mm | 28 mm | 40 mm |
| P7B | 51-70 | 23 mm | 34 mm | 46 mm |
| P8B | über 70 | 24 mm | 34 mm | 46 mm |
In diesem Artikel erfahren Sie die Bedeutung und Schutzwirkung von durchschusshemmender Verglasung in den unterschiedlichen Widerstandsklassen und einige durchaus überraschende Besonderheiten:
Denn erstens: Wie schon erwähnt, ist die durchschusshemmende Verglasung nicht zwangsläufig auch einbruchhemmend - obwohl das sehr oft stillschweigend angenommen wird. (Es gibt aber durchaus durchschusshemmende Verglasungen, die beides - und mehr - können, so wie sie etwa der deutsche Hersteller Silatec präsentiert.)
Zweitens: Waffen wie die AK47 ("Kalaschnikow") oder die russische Dragunow sind in der gängigen Prüfnorm EN 1062 NICHT repräsentiert - wurden aber beispielsweise wiederum von Silatec erfolgreich getestet.
Drittens: In den Widerstandsklassen von BR1-BR7 (dazu weiter unten mehr) besteht ein großer Unterschied zwischen den Widerstandsklassen BR4 und BR5: ab BR5 wird die durchschusshemmende Verglasung auch gegen Langwaffen getestet, die auch aus großer Distanz von vielen hundert Metern wirksam sein können. Ab BR7 reden wir dann auch von militärischer Munition; genauer gesagt spezieller Hartkernmunition mit extremer Durchschlagskraft.
Durchschusshemmendes Glas wird häufig in Regierungsgebäuden eingesetzt, in Botschaften und Konzernzentralen. Aufgrund der teilweise bedrohlichen Entwicklungen des Gefahrenpotenzials aber auch zunehmend in Privathäusern.

Bei der EN 1063, dem Prüfverfahren für durchschusshemmendes Glas, wird das Glas in einem Rahmen befestigt und dreimal beschossen. Die Schüsse bilden ein gleichschenkliges Dreieck mit 120 mm Kantenlänge, wobei der Auftreffwinkel exakt 90 Grad beträgt. Die Entfernung variiert je nach Widerstandsklasse zwischen 5 und 10 Metern. Das Glas darf nicht durchdrungen werden, und es wird geprüft, ob Splitter auf der Schutzseite auftreten (Splitterabgang: "S" für "Spall", oder splitterfrei: "NS" für "Non Spall")
Die Widerstandsklassen lauten, von unten nach oben, BR1 bis BR4 für unterschiedliche Kurzwaffen und BR5 bis BR7 für Langwaffen. In den Widerstandsklassen SG1 und SG2 wird die durchschusshemmende Verglasung gegen Flinten mit Bleiflintenlaufgeschossen geprüft (das ist spezielle Munition mit einem massiven Bleigeschoss, welches viel Energie mit sich bringt).

| Widerstandsklasse | Kaliber | Glasdicke monolithisch (SILATEC Shootec) ab ca. | Glasdicke 2-fach ISO ab ca. |
| BR1 | .22LR | 15mm | 33mm |
| BR2 | 9mm | 19mm | 28mm |
| BR3 | .357 Mag | 21mm | 38mm |
| BR4 | .44 Mag | 25mm | 35mm |
| BR5 | 5,56 x 45 | 36mm | 50mm |
| BR6 | 7,62 x 51 | 42mm | 52mm |
| BR7 | 7,62 x 51 | 63mm | 77mm |
| SG1 | Flinte 12/70 | 26mm | 57mm |
| SG2 | Fline 12/70 | 31mm | 64mm |

Wie gut ein Glas auch Explosionen standhält, das kann man anhand europäischer Normen beurteilen: Die Norm EN 13541, spezifisch für Gläser, enthält die Klassen ER1 bis ER4, wobei ER4 den höchsten Anforderungen entspricht.
Silatec hat diese anspruchsvolle Prüfung bestanden - und das sogar mit dünnen Verbunden: zertifiziert wurde ein Silatec-Verbund in der Klasse ER4 NS, die höchste gemäß DIN EN 13541. (NS bedeutet "Non Spall" auf der Schutzseite, also ohne Splitterabgang, ER steht für "Explosion Resistance").Typenbezeichnung: Silatec ER4 NS 41/90.
In der Widerstandsklasse ER2 (DIN EN 13541) wurde eine besonders dünne Silatec-Scheibe mit der Typenbezeichnung SILATEC ER2 - S 17/30 geprüft (S bedeutet "Spall", also Splitterabgang).




Eine Art Alleskönner bei angriffhemmenden Verglasungen ist beispielsweise das Sicherheitsglas "Silatec Defendor". Diese Scheibe wurde gleich in 5 unterschiedlichen Bedrohungsszenarien geprüft, und ist - unter anderem - eine einbruchhemmende UND beschusshemmende UND sprengwirkungshemmende Verglasung.
Als einbruchhemmende Verglasung getestet bis in die höchste Widerstandsklasse: P8B.
Als durchschusshemmende Verglasung ebenfalls getestet in der höchsten Widerstandsklasse: BR5 NS (repräsentiert zur besseren Vorstellung AR15 Systeme), und sogar BR6 NS (repräsentiert zur besseren Vorstellung das Nato G3 Gewehr oder, angloamerikanisch ausgedrückt, Kaliber .308 Winchester). Und darüber hinaus erfolgreich getestet gegen die Kalaschnikow AK47.
Auch als sprengwirkungshemmende Verglasung wiederum getestet bis in die höchste Widerstandsklasse: ER4.
Christoph Hahn gilt als führender Experte für Sicherheitsglas, Einbruchschutz und Durchschusshemmung. Der Diplom-Bauingenieur (FH) erweitert seine Expertise beständig weiter - durch zahlreiche bedeutende Forschungsprojekte an Universitäten in den Bereichen Sicherheitsglas, Einbruchschutz und Durchschusshemmung; vor allen Dingen ist er Praktiker und hat selbst schon unzählige Einbruch- und gut 1000 Schussversuche durchgeführt.